Nicht nur bunte Eier…

Wenn wir an Ostern denken, kommen uns natürlich zuerst bunte Eier und Schokoladenhasen in den Sinn. Dazu freuen wir uns über ein paar freie Tage, an denen wir hoffentlich schon den Frühlingsanfang feiern können. 

Doch Ostern bildet das Fundament christlichen Glaubens – wir feiern hier das Fest der Auferstehung von Jesus Christus. Diese geschah nach dem Neuen Testament am dritten Tag nach seiner Kreuzigung. Daraus entstand die Karwoche mit Karfreitag als Todestag, Karsamstag als Tag der Grabesruhe, auf die der Ostersonntag als Tag der Auferstehung folgt. Damit wird der Tod nicht als Ende, sondern als Neubeginn eines neuen Lebens gesehen. 

Ein kunstvolles Neorenaissancegehäuse birgt die komplexe Apparatur. © Philip Bird LRPS CPAGB/Shutterstock.com

Über 30’000 Teile

 

Das theologische Konzept, das die Auferstehung Christi die Existenz des Menschen und der Welt verändert, wird sehr anschaulich von der astronomischen Uhr von Besançon dargestellt. Diese befindet sich dort in der Kathedrale Saint-Jean und ist bis heute ein Meisterwerk seiner Zeit und Kunst.

Sie wurde von Auguste-Lucien Vérité (1806-1887) von Beauvais entworfen. Zwischen 1858 und 1860 baute er sie und ersetzte damit eine frühere Uhr, die in den 1850er Jahren entstand. Das Erstaunliche an dieser astronomischen Uhr ist, dass sie einem theologischen Konzept folgt – im Mittelpunkt steht dabei die Auferstehung Jesu Christi.

Die Uhr beeindruckt aber nicht nur mit ihrem Konzept, sondern auch mit ihrer Mechanik. Sie besteht aus über 30’000 Teilen mit 68 Automaten, 11 Uhrwerken und 57 Zifferblättern. Ihr Gehäuse ist 5.80 Meter hoch, 2.5 Meter breit und 1 Meter tief. Es werden 122 unterschiedliche Daten angezeigt. Darunter gehören auch die Sekunden, Stunden, Tage und Jahre – man spricht bei der Uhr von einer ewigen Uhr, da sie bis zu 10’000 Jahre anzeigen kann, einschliesslich den Schaltjahren.

Doch die Mechanik treibt nicht nur diese Uhr an, sondern gleich auch noch die vier Zifferblätter, die an den vier Seiten des Turms der Kathedrale zu sehen sind. Somit zeigt sie auch den Stadtbewohnern die Zeit, die Jahreszeit, den Wochentag und den Monat des Jahres an. Dazu aktiviert sie auch die Glocken im Turm, die jede Viertelstunde und jede Stunde ertönen.

Bürgerlicher und liturgischer Kalender

 

Im zentralen Teil der Uhr sind die wichtigsten Daten vom bürgerlichen und liturgischen Kalender zu finden. 12 Zifferblätter zeigen Monat, Datum, Tag, das Sonnenelement, die Jahreszeit, das Tierkreiszeichen, die Länge des Tages, die Länge der Nacht, die Sekunden und die Zeiten für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an. Ein Zifferblatt zeigt das Osterdatum an und dient als Treiber für die liturgischen Zifferblätter, die das Datum für fünf Schlüsseltage des römisch-katholischen Kalenders darstellen.

Aber nicht nur die vielen Zifferblätter sind beeindruckend, sondern auch die Automaten. Es sind animierte Bilder von sieben verschiedenen französischen Häfen vorhanden, die vom jeweiligen Ort die Stunden und Höhe der Gezeiten anzeigt: Einer der Häfen ist Mont St.Michel oder auch Cayenne.

Weitere Zifferblätter zeigen die Uhrzeit in verschiedenen Grossstädten auf der ganzen Welt an. Auch Schaltjahre mit Schaltjahrhunderten sind gegenwärtig. Ein Planetarium im Sockel der Uhr veranschaulicht die Bewegungen und die Umlaufbahnen unserer Planeten. Diese stimmen mit den astronomischen Begebenheiten überein und verweisen so auch auf auftretende Finsternisse.

Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe

 

Aber zurück zum liturgischen Programm der Uhr: 21 automatisierte Figuren läuten die Viertelstunden und die Stunden. Aber sie führen auch die Auferstehung Christi gegen Mittag aus. Gegen 15 Uhr wird er dann wieder beerdigt. Dieses Schauspiel ist oben an der Uhr zu sehen (siehe Video rechts ab 1:02). In dieser Zeit erhebt Maria, seine Mutter, ihr Zepter und sie senkt es wieder, als er in sein Grab zurückkehrt.

Die 12 Aposteln bilden die Basis. Jede Stunde kommen zwei verschiedene Apostel heraus, um die Stunde zu schlagen. Ausserdem bewegen sich jede Stunde die drei Tugenden Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe, wobei der Glaube den Kelch der Nächstenliebe und der Hoffnung zeigt, die rechts und links von ihm stehen. Die Erzengel Michael und Gabriel läuten dafür die Viertelstunden ein (siehe Video links). Michael ist der Kämpfer für das Gute, oft wird er mit Schwert dargestellt und ist Schutzpatron der Soldaten. Der Erzengel Gabriel ist der Verkünder von Visionen und somit der Bote Gottes. Er macht die Botschaften für die Menschen verständlich.

Die Auferstehung Christi gehört zum ganzen Zyklus um Ostern – eins der ersten Feste der Christenheit. Die Osterzeit wird am Palmsonntag, dies ist der Sonntag vor Ostern, eingeläutet. Mit ihm beginnt die Karwoche. Laut dem Neuen Testament betritt Jesus Christus an diesem Tag Jerusalem auf einem Esel und die Bevölkerung legte Palm- und Ölbaumzweige für ihn auf die Strasse.

Am folgenden Gründonnerstag begeht Jesus mit seinen zwölf Aposteln das letzte Abendmahl. Daran erinnert auch das Heilige Abendmal in der Kirche. Aber es wird auch an die Fusswaschung bei seinen Jüngern erinnert. So zeigte er ihnen, dass er auch ihnen dient. Später an diesem Abend wird Jesus durch den berühmten Judaskuss und für 30 Silberlinge verraten.

Am Karfreitag wird Jesus dem römischen Statthalter Pontius Pilatus gegenübergestellt und zum Tode verurteilt. Daraufhin wird er auf dem Hügel Golgatha ans Kreuz genagelt. Die 15. Stunde des Tages gilt als seine Todesstunde. Daher werden Karfreitags um 15 Uhr Gottesdienste abgehalten und bei unserer Uhr kehrt Jesus wieder ins Grab zurück.

Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe. Hier wird nichts gefeiert in der Kirche, auch die Altäre sind nicht geschmückt. Erst in der Nacht zum Sonntag wird die Osternacht gefeiert. Osterkerzen bringen wieder Licht in die dunklen Kirchen.

Am Ostersonntag wälzte ein Engel den Stein vor dem Grab Jesu weg und sah, dass dieses leer war. So verkündete er die Auferstehung von Jesus – den Sieg des Lebens über den Tod. Damit ist Ostern das höchste Fest der Christen und das zentrale Ereignis, denn damit wird der Glauben auf ein Leben nach dem Tod gefestigt.

Am Ostermontag sehen zwei seiner Jünger ihren Herrn, die bis dahin an seine Auferstehung gezweifelt hatten und so verbreiten sie dann die Nachricht nun mit Freude.

40 Tage nach dem Osterfest folgt Christi Himmelfahrt. Die Apostelgeschichte erzählt, dass Jesus von einer Wolke erfasst wurde, die ihn in den Himmel trug. Nach 50 Tagen findet das Pfingstfest statt. An Pfingsten erscheint den Jüngern der Heilige Geist. Diese Entsendung des Heiligen Geistes war der Ausgangspunkt für das missionarische Wirken der Apostel. 

Die astronomische Uhr von Besançon verkörpert damit den Kern des Osterfestes – Die Hoffnung der Gläubigen, dereinst selbst vom Tode aufzuerstehen und in das Ewige Himmelreich, begleitet von Maria, Erzengeln und Gott selbst, einzutreten.  

 

 

Literatur:

Alle vier Evangelien berichten über Jesus‘ Einzug in Jerusalem, seine Kreuzigung und Auferstehung: 

  • Buch Matthäus: Kapitel 21, 26-28
  • Buch Markus: Kapitel 11, 14-16
  • Buch Lukas: Kapitel 19 (ab Vers 28), 22-24
  • Buch Johannes: Kapitel 12 (ab Vers 12), 18-21